es gibt tatsächlich eine andere Mathematik


Paul Janositz (Tagesspiegel): "Ist der Lehrplan [im Fach Mathematik] nicht schon vollgestopft?"
Günter M. Ziegler: "Ja, die Lehrer brauchen mehr Freiräume. Sie hecheln mit dem Stoff hinterher, statt sagen zu können: heute erzähle ich euch etwas Spannendes aus der Mathematik, das steht nicht im Lehrplan, aber es begeistert mich selbst. [...] Wir brauchen sicherlich auch mehr Zeit für den Mathematikunterricht [...]. Nicht um mehr Stoff zu pauken, sondern um mehr bunte Mathematik zu zeigen."
(Quelle: )

Natürlich war mir Prof. Günter Ziegler schon seit Längerem

(u.a. durch seine populärwissenschaftlichen Mathematikbücher )

bekannt:

"[...] seit 2011 ist er als Professor für Mathematik an der FU Berlin tätig.
Von 1993 bis 2000 war Ziegler als Dozent des DFG-Graduiertenkollegs „Algorithmische Diskrete Mathematik“ und zwischen 2000 und 2005 als Dozent des europäischen Graduiertenkollegs „Combinatorics, Geometry, and Computation“ tätig. In dieser Zeit, im Jahre 2001, erhielt er den höchstdotierten deutschen Wissenschaftspreis, den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis. Seit 2006 ist Ziegler Sprecher des Graduiertenkollegs „Methods for Discrete Structures“. 2006 und 2007 war er Sprecher der Graduiertenschule Berlin Mathematical School, seitdem ist er stellvertretender Sprecher. Er ist außerdem Mitglied des DFG-Forschungszentrums Matheon und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech).
[...]
Ziegler arbeitet an Problemen der diskreten Mathematik, insbesondere der diskreten Geometrie und der Topologie von diskreten Strukturen, sowie zu Fragen der linearen und diskreten Optimierung.
Von 1997 bis 2000 war Ziegler Mitglied des Vorstands der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) und Herausgeber der Mitteilungen der DMV. Er war von 2006 bis 2008 Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung und 2008 in koordinierender Funktion mit der Ausgestaltung des Wissenschaftsjahrs der Mathematik betraut."
(Quelle: )

Jüngst (im November 2015) hatte ich das Glück, Ziegler "life" im "Kolloquium zur Geschichte und Didaktik der Mathematik" an der Uni Münster zu erleben, und zwar bei einem Vortrag zum erstmal arg hochtrabenden Thema "Was ist Mathematik?".

Bei diesem Vortrag betonte Ziegler

(der sich ja sonst mit arg abstrakter Mathematik an der vordersten Front der derzeitigen Mathematik beschäftigt)

immer wieder, wie sehr er in Bildern denke - und dass er ein sehr haptischer Mensch sei.

Also

  1. anschauliche Mathematik

  1. Mathematik zum Anfassen.

Damit ist er mir natürlich ein willkommener Gewährsmann!

(Nebenbei: ich bin mir sicher, dass

[wie vielen großen Mathematikern]

umgekehrt überhaupt erst sein anschaulich-einfacher Zugang zur Mathematik seine wissenschaftlichen Leistungen ermöglicht hat:

"Jeder Idiot kann die Dinge kompliziert machen. Das Geniale ist, sie zu vereinfachen." [Albert Einstein])

In seiner münsteraner Vorlesung unterteilte Ziegler die Mathematik grob in

(mangels einer Mitschrift in meinen eigenen Worten und mit meinen eigenen Ergänzungen)

  1. Alltagsmathematik

(also das, was jemand an Mathematik braucht, der nicht gerade Mathematiker, Naturwissenschaftler oder Techniker ist; und das ist reichlich wenig);

  1. Mathematik in ihrer Kultur

(auf Nachfrage packte Ziegler hierhin auch das, was einem Mathematiker die eigentliche Freude macht, nämlich z.B. das Erkennen von Mustern, Beweise usw.; also etwa so, wie auch das Komponieren einer Symphonie Kultur ist; Mathematik

  1. die vorderste Front derzeitiger mathematischer Forschung

(sei's in der "reinen", sei's in der angewandten Mathematik).

Und alle drei "Dimensionen" seien insbesondere Lehramtsstudenten und dann auch Schülern zu vermitteln

(ansatzweise gehe das durchaus auch bei 3., also der "vordersten Front"; vgl. etwa ).

Um nun endlich (!!!) die Lehrerausbildung im Sinne der drei "Dimensionen" zu verändern, hat Ziegler zusammen mit Moritz W. Schmitt das Projekt "Panorama der Mathematik" entwickelt:

(Quelle:   )

(Quelle:  ;
vgl. auch die DVD-Box   )

Daran gefällt mir auch der innermathematische Teil "II Konzepte": dass da nämlich endlich mal explizit die zentralen mathematischen "Ideen" verhandelt werden

(die ich allerdings noch um mindestens drei explizite "Meta-Themen" ergänzen würde:

PS: