der mathematische Augenarzt

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Man wird ja auch nicht jünger.

Irgendwann bemerkte ich, dass ich beim Lesen immer die Brille abnahm - und sie nur noch zur Weitsicht (!) benutzte.

Während normale Menschen alters-weitsichtig (!) werden

(und deshalb eine dieser hübschen Lesebrillen brauchen),

werde ich anscheinend alters-kurzsichtig (!).

Wenn überhaupt, so bräuchte ich also eine umgekehrte Lesebrille, also sozusagen mit "unten ohne".

Weil mir das ewige Abnehmen und Wieder-Aufsetzen der Brille dann doch langsam auf die Nerven ging, habe ich mich also zum Augenarzt begeben, der mir ein ganz rassig neues Teil, nämlich eine sogenannte "Gleitsichtbrille" (eben ohne "Knick in der Optik") verschrieben hat - so randvoll mit Hightech, dass man vor der Ingenieusität der Industrie geradezu dankbar ins Knie brechen möchte.

Nun hatte die frisch verschriebene Brille allerdings einen kleinen Schönheitsfehler: ich sah mit ihr im Nahbereich auch nicht besser (hatte das auch schon bei der Erstuntersuchung gesagt) - und nahm sie deshalb auch immer wieder zum Lesen ab. Anders gesagt: im Nahbereich sehe ich am besten ohne Brille, und deshalb hätte der Onkel Doktor unten schlichtes Fensterglas einbauen müssen.

Ich also wieder hin zum Doktor. Da wurde ich dann (wie heute üblich) durch die Zimmer gehetzt, u.a. in ein "Augenvermessungszimmer", in dem mächtig drauflos gemessen wurde (erklärt wird einem ja eh nichts, und nur Lehrer wollen immer alles [besser] wissen).

Als ich dann endlich doch mal (welch Wunder!) den Arzt zu sehen (!) bekam

(das sind doch arme Schweine, wie sie heutzutage von Behandlungszimmer zu Behandlungszimmer hechten und immer gleich drei Patienten [ Bild ] parallel behandeln),

hörte er sich kurz meine Geschichte an und meinte dann, es möge ja durchaus sein, dass ich "subjektiv" mit der neuen Brille schlechter sehe als ohne, aber nach den Messungen käme "mathematisch" (!) raus, dass sie genau richtig sei

- womit ich gnädigst entlassen war.

Nun bin ich ja ein ganz Schlauer - und nehme die neue Brille beim Lesen genauso ab wie die alte.

PS:

Die neue Brille hat ein Schweinegeld gekostet (339,- €). Die Gesundung des Gesundheitssystems, sie lebe dreimal hoch!

PPS:

Ich bin so herzhaft naiv zu meinen, dass nicht die Krankenkasse, sondern der Arzt solch eine falsch verschriebene Brille bezahlen sollte.