Bücher des Monats 9/2006


 

Mein Vorhaben seit Ewigkeiten, die schnarchlangweiligen Mathe-Schulbücher durch populärwissenschaftliche Bücher (vgl. ) zu ersetzen, ist ja bislang kläglich gescheitert:

  1. , weil unter dem allgemeinen Stoffdruck gar keine Zeit für solche "Ausflüge" bleibt,

  2. aber auch, weil mir noch völlig unklar ist, wie man im Unterricht gemeinsam ein dickes Mathebuch lesen könnte, ohne sie - wie der Deutschunterricht es oftmals negativ vormacht - Seite für Seite "durchzuwürgen".

Bzw. ich müsste einfach mal die Zeit haben (mir nehmen), um eine Unterrichtseinheit zu einem "dickeren" populärwissenschaftlichen Mathe-Buch zu entwickeln.

Eine Möglichkeit, populärwissenschaftliche Bücher zumindest zeitweise bzw. immer mal wieder einzubeziehen, scheint mir mit den beiden hier genannten Büchern gegeben, da sie jeweils nur knappe Aufsätze enthalten, die aber durchaus vielfältige Einblicke in (auch neuestes) mathematisches Denken ermöglichen.

 


 
George G. Szpiro: Mathematik für Sonntagmorgen; 50 Geschichten aus Mathematik und Wissenschaft; Verlag Neue Zürcher Zeitung

Ehrhard Behrends: Fünf Minuten Mathematik; 100 Beiträge der Mathematik-Kolumne der Zeitung DIE WELT; Vieweg


Thomas Leif: Beraten und verkauft. McKinsey & Co. - der große Bluff der Unternehmensberater; Bertelsmann

Wohlgemerkt, ich leide nicht unter irgendeinem Verfolgungswahn, bin also auch kein Anhänger einer modischen Verschwörungstheorie.

Ich glaube demnach auch nicht, dass sämtliche Unternehmer, Manager und eben auch Consulting-Fuzzis Blender und Versager sind. Ganz im Gegenteil, ich habe einen Heidenrespekt vor Könnern untern ihnen!

Dennoch finde ich aber den vorauseilenden Respekt gefährlich

(ähnlich wie der gegenüber Professoren, Doktoren und überhaupt "Experten"),

der dieser Branche entgegengebracht wird - und sowieso die blind-einseitige Dominanz der Ökonomie.

Mangels sonstiger neuer Märkte dringen die Consulting-Leute nun auch vermehrt in den mit Minderwertigkeitskomplexen überladenen "öffentlichen Dienst" und da auch in den Schulbereich ein, und zwar

  • entweder direkt (vgl. das damalige Kienbaum-Gutachten),

  • oder sprachlich.

So ist z.B. folgende Äußerung aus dem Munde eines Kultusministers ebenso entlarvend wie bitter:

"[Dingsbums] ermöglicht eine zielgerichtete und gebündelte Arbeit für die Schulen unter einem einheitlichen Management und Controlling."


Jahnke, Thomas; Meyerhöfer, Wolfram (Hrsg): PISA & Co - Kritik eines Programms. Verlag Franzbecker

vgl.


Martin Hubert: Ist der Mensch noch frei? Wie die Hirnforschung unser Menschenbild verändert; Walter Verlag

Die Fragen, denen Hubert in seinem Forschungsüberblick nachgeht:

  • Wie emotional sind wir und wie rational können wir sein?
  • Wieweit beherrscht uns das Unbewusste und welche Chancen hat das Bewusstsein?
  • Was können wir erinnern und wo bleibt'das Vergessene?
  • Besitzen wir eine feste Identität und ein stabiles Ich oder sind wir Wesen, in denen viele Stimmen sprechen? Können wir unserem Ich überhaupt vertrauen?
  • Was macht uns zu Individuen und in welchen Ausmaß sind wir soziale Wesen?
  • Wie moralisch sind wir und welche Triebkräfte bestimmen unser Handeln?
  • Warum sprechen wir von einem eigenen Reich des Geistes, der Psyche oder Seele, obwohl doch alle Gedanken dem materiellen Gehirn entstammen?

Dabei enthält Hubert sich glücklicherweise alles billigen Reduktionismus´ aufs rein Materielle

(denn selbst in den Spitzen der Neurowissenschaften gibt´s doch ganz erheblich Dumpfbacken ohne jegliche philosophische Reflexion).

Nicht unbedingt dieses Buch selbst, aber doch die darin verhandelten Erkenntnisse sollte eigentlich jeder Oberstufenschüler heutzutage mitbekommen, geht es doch um eine weitere (vermeintliche?) Kränkung des Menschen.