darf man Englischkenntnisse voraussetzen?: Bild

Wenn man im Matheunterricht der 9. Klasse nicht nur die nackte "Satzgruppe des Pythagoras" durchnehmen, sondern auch zeigen will,

kommt man um Mathematikgeschichte nicht herum.

Und dann sucht man beispielsweise nach geeigneten Filmen über Pythagoras - und wird in youtube fündig:

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Hier sei nicht diskutiert, ob diese Filme überhaupt inhaltlich für eine 9. Klasse geeignet sind.  

Wie aber nunmal Großteile des Internets, so sind auch diese Filme auf (amerikanischem!) Englisch - und somit sowieso für eine 9. Klasse ungeeignet???

(Nebenbei: wenn Großteile des Internets in englischer Sprache sind, so bedeutet "Medienkompetenz" - woran bislang noch kaum jemand gedacht hat - allemal auch "Englischkompetenz".)

Es kann kein Zweifel bestehen, dass die Filme für viele SchülerInnen sprachlich zu schwierig sind. Oder genauer: die Interviewpartner sind besonders schwer zu verstehen, während der "Sprecher" ein klares und deutliches Englisch spricht. 

Wieso verstehen SchülerInnen sowas nicht?: 

  1. , weil sie, wenn überhaupt, ein (sehr schönes!) Oxford-English, nicht aber ein (kaugummiverzerrtes) amerikanisches Englisch verstehen;
  2. - und damit wage ich eine leise Kritik am oftmals noch üblichen Englischunterricht -, weil sie massenhaft Regeln pauken, aber kaum je Englisch hören und sprechen.

Die Finnen sind vermutlich auch deshalb so gut in PISA, weil sie im Winter, der bei ihnen vom 1. August bis zum 31. Juli dauert, schneeverbarrikadiert in ihren Iglus sitzen und ununterbrochen nicht-synchronisierte amerikanische Filme anschauen.)

Gehen wir also - wohl realistisch - davon aus, dass die SchülerInnen bei solchen Filmen sehr viel nicht verstehen werden: so viel, dass die Filme beim reinen "Runterspulen" für sie überhaupt nur sterbenslangweilig sein können

(wenn sie denn überhaupt der Inhalt interessieren würde).

Aber heißt das automatisch, dass man die Filme überhaupt nicht im Matheunterricht zeigen kann? 

Könnte nicht vielmehr ausgerechnet der Matheunterricht Anlass für SchülerInnen sein, Englisch zu lernen?

Und sei´s, dass sie einfach - wie die Finnen oder kleine Kinder beim Erlernen ihrer Muttersprache - mehrfach zuhören und sukzessive immer mehr verstehen?

(Hier sei an jenen amerikanischen Professor erinnert, der unbedingt Deutsch lernen wollte, den aber einige Deutschkurse auch nicht weiter brachten. Irgendwann fand er dann eine Räuber-Hotzenplotz-Kassette, die er sich zigmal im Auto anhörte - und damit sukzessive Deutsch lernte.)

Wäre es nicht auch denkbar, Englisch- und Matheunterricht "zusammenzuschmeißen", d.h. anhand der Pythagorasfilme parallel und fächerübergreifend bzw. im Teamteaching zu unterrichten?