die vielen mathematischen
Fehlern in den Werken von
David Hilbert
Alle im Folgenden auftauchenden Zitate stammen aus der Biographie
von Lars Jaeger, die
u.a. deshalb unbedingt lesenswert ist, weil in ihr eindrücklich gezeigt wird,
wie Frauen lange Zeit auch in der Mathematik
(die so gesehen auch nur Teil ihres kulturellen Umfelds ist)
missachtet wurden.
Jaeger würdigt Emmy Noether so:
„Ihre [= Emmy Noethers] Leistungen stehen zumindest gleichberechtigt neben denen der berühmtesten Mathematiker des 20. Jahrhunderts: David Hilbert [s.u.] und John von Neumann [s.u.].“
Hier aber geht es nicht um
sondern um
„
Olga Taussky [* 1906 +
1995] [...] war [a]ls junge Mathematikerin in Göttingen mit der Aufgabe betraut
worden, die vielen mathematischen Fehlern in den Werken von
David Hilbert [* 1862 +
1943] zu finden und zu korrigieren.“
Viele Laien denken jetzt vielleicht, dass jemand, der derart viele mathematische Fehler gemacht hat wie David Hilbert, unmöglich einer der bedeutendsten Mathematiker des 20. Jahrhunderts sein konnte.
(Nebenbei:
„Emmy [Noether] war wirklich erstaunt, als ich [= Olga Taussky] ihr sagte, dass Hilberts Arbeit viele Fehler enthielt.“)
Auch der zweite anfangs genannte mathematische Gigant
John von Neumann
(* 1903 + 1957)
hat einen veritablen Bock geschossen:
„Doch hatte von Neumanns scheinbar unwiderlegbarer Beweis ein
großes Problem: Er war schlicht und einfach falsch. Über dreißig Jahre lang kam
es niemandem in den Sinn, dem großen John von Neumann zu widersprechen. Die
bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts, von Bohr über Heisenberg bis zu
PauIi, von Dirac über von Weizsäcker bis zu Feynman, nahmen den Beweis
widerspruchslos als gültig an. Sogar Schrödinger und Einstein, die doch ein
starkes Interesse daran hatten, jedes Argument zu hinterfragen, das die
Kopenhagener Deutung stützte, kamen nicht auf die Idee, von Neumanns Beweis in
Zweifel zu ziehen. Nur eine einzige Person erkannte gleich zu Beginn den Fehler
in der mathematischen Herleitung von Neumanns:
Grete Hermann [*
1901 + 1984].“
Zuguterletzt noch zu einem der größten Physiker des 20. Jahrhunderts, nämlich
Werner Heisenberg
(* 1901 + 1876):
„Große Teile der linearen Algebra gehen auf Emmy Noether
[!]
zurück. Diese mathematische Disziplin [...] lernen Mathematik-Studenten und
-studentinnen heute in den ersten Semestern kennen. Vor hundert Jahren jedoch
wurde diese Art der Abstraktion sogar von den besten Mathematikern kaum
beherrscht. Werner Heisenberg zum Beispiel, der diese Darstellungsform für seine
Quantentheorie benötigte, tat sich mit der für die lineare Algebra benötigten
Matrizenrechnung [vgl.
] schwer.“
Und die Moral von der Geschicht‘?:
(selbstverständlich!)
sogar Genies Fehler machen und Schwierigkeiten haben, dürfen wir das schon lange.