Aus Anlass von "Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich":
das Schönste / Liebenswerteste / Humorvollste / Anschaulichste
(und
manchmal auch Tyrannischste)
an einer beliebigen Sprache sind neben den
Lautmalereien ("ratzfatz")
die Sprichwörter und Redewendungen
(mein Top-Favorit
ist noch immer "mein lieber Herr Gesangsverein!")
Ich habe diesen Text erstmal unter
eingeordnet, weil
es in der Natur (anders als in der Mathematik, s.u.) häufig vorkommt, dass
Laien
und Fachleute
staunen und sich wundern.
Ein Beispiel: ein Laie / Fachmann
staunt / wundert sich über einen atemberaubenden Sonnenuntergang:
.
;
aus?Vielleicht ist es also so:
Der hier vorliegende Text
hätte
genauso gut unter
erscheinen
können,
obwohl zumindest in den Augen vieler Laien in der
angeblich rein logischen Mathematik kaum Raum für "Gefühle"
ist, also
für Staunen und Sich-Wundern.
Um so interessanter wäre es zu zeigen, dass Staunen und Sich-Wundern sehr wohl auch in der Mathematik vorkommen.
Hier nur vier Beispiele:
("da wäre ich nie drauf
gekommen"; und dennoch: "wie hätte ich vielleicht doch drauf kommen
können?"; vgl.
).

"Ick sitze da un' esse Klops
uff eemal klopp’s
Ick kieke, staune, wundre mir,
uff eemal jeht se uff die Tür.
Nanu, denk ick, ick denk nanu
jetz isse uff, erst war se zu!
Ick jehe raus und kieke
und wer
steht draußen? Icke!"
(Quelle:
;
"kieke, staune, wundre mir" scheint mir eine Steigerung
zu sein)
„Einen anderen Anfang der Erkenntnis als das Staunen gibt es nicht.“
(Platon)
“Das Erstaunen ist der Beginn der Naturwissenschaft.”
(Aristoteles)
„Das Staunen ist die Saat, aus der Wissen
wächst.“
(Christoph Lichtenberg)
"Philosophie beginnt im Staunen.
Und am Ende, wenn das
philosophische Denken sein Bestes gegeben hat, bleibt das Wunder."
(Alfred North Whitehead)
Bleiben wir aber vorerst beim Anlass von
,
nämlich der Situation
.
Die spontane Laien-Reaktion ist da wohl:
"irre, da ist ein riesiges Loch in der Straße, das randvoll mit Wasser ist, und mittendrin dümpelt ein Auto rum",
wobei das Staunen wohl daher rührt, dass die Situation so ungewöhnlich ist. Und das Wort "irre" signalisiert, dass die Situation (ein Auto badet) sogar "irgendwie" komisch ist.
Wenn hingegen eine Situation alltäglich ist, staunt und wundert sich darüber niemand (mehr)
(was sehr schade sein kann: für ein
Problem, das
nicht erkannt wird, wird wohl kaum eine Lösung
gefunden werden. Deshalb lohnt sich oft auch ein Staunen / Sich-Wundern
über die unscheinbarsten Dinge: man muss ihnen "nur" ihr Geheimnis
zurückgeben; ein Beispiel: warum ist Schnee schneeweiß?
Oder vgl.
).
Aber der Laie fragt sich (!) angeblich gar nicht in einem zweiten Schritt,
alles Fragen, die sich der Fachmann (z.B. ein späterer Gutachter) in einem zweiten Schritt sehr wohl stellt.
(Der Fachmann denkt da tatsächlich nach, nämlich im Nachhinein darüber, wie es zu der Situation gekommen sein mag, was also vermutlich vorher passiert ist.)
Man könnte auch sagen:
dabei
stehen, was da passiert ist(vgl. die Gaffer bei einem schweren Unfall, die ja nicht alle nur sensationsgeil und empathielos, sondern oftmals "gebannt" sind, da so ein Unfall ja auch ein "memento mori" ist, also bedeutet: "das hätte mir genauso passieren können"
[seien wir ehrlich: jeder schaut erstmal hin und ist versucht, das auch weiterhin zu tun, aber wer noch einen Funken Anstand im Leibe hat, wendet sich dann gezielt ab - solange er nicht selbst helfen kann];
ganz was Anderes sind Leute, die von
schweren Unfällen auch noch Fotos und Videos
machen und diese in die [a-]sozialen Netzwerke hochstellen:
; aber
sogar diese Leute kann ich verstehen [ ≠ entschuldigen]:
"endlich passiert mal was in meinem öden Leben"; vgl.
).
("sich", weil er ja schwerlich die stumme Situation fragen kann).
Warum also könnte
passiert sein?
Der Fachmann würde vermutlich eine
"Bergsenkung" vermuten
"Eine Bergsenkung ist
ein lokales Absinken der Erdoberfläche
, das
eine Folge des Bergbaus ist. Vereinfacht kann das Absinken als
ein Nachrutschen der oberen Erdschichten beschrieben werden, wenn
sich nach dem Abbau die entstandenen Hohlräume schließen
.
[...]"
(Quelle:
)
Ungewöhnlich ist aber die Füllung mit Wasser, die
Denkbar wäre aber auch, dass
(insbesondere natürlich in einer Gegend, in der nie Bergbau
betrieben wurde)
keine Bergsenkung vorliegt,
sondern eine defekte Wasserleitung den Boden unterspült hat, wodurch
irgendwann die Oberfläche eingestürzt ist wie z.B. hier:
.
Wichtig an diesen Erklärungen ist mir, dass
das Phänomen
nur
um so staunenswerter gemacht haben
Es darf aber nicht vergessen werden, dass
der Fahrer des untergetauchten Autos gestorben sein könnte
- was die Frage nach dem "warum" anfangs fast obszön
erscheinen lässt.
Viele Menschen (Laien, Schüler) haben nie gelernt
(oder nach der Kindheit gründlich verlernt oder [gerade in Schulen] ausgetrieben bekommen),
des Staunens führt. Es gibt in der Tat Fachleute, die nach langjähriger Arbeit notgedrungen oder aus persönlicher Stumpfheit so abgebrüht sind, dass sie das Staunen und Sich-Wundern überspringen und z.B. einen Sonnenuntergang nur noch eiskalt sezieren.
(Wer aber das Staunen und Sich-Wundern verlernt hat, ist vielleicht eine gute Hilfskraft in der Wissenschaft, wird aber nie
[und sei's nur für sich selbst]
große Entdeckungen machen können.)
Dabei enthält das Wort "wundern" wie auch "wunderbar" doch das Wort "Wunder":
"Als Wunder gilt
umgangssprachlich ein Ereignis, dessen Zustandekommen man sich nicht
erklären kann, sodass es Verwunderung und Erstaunen auslöst. Es
bezeichnet demnach allgemein etwas Erstaunliches und
Außergewöhnliches.
Im engeren Sinn versteht man darunter
ein Ereignis in Raum und Zeit, das menschlicher Vernunft und
Erfahrung sowie den Gesetzmäßigkeiten von Natur und Geschichte
scheinbar oder wirklich widerspricht. Die heutige Vorstellung von
einem Wunder als „übernatürlich“ entstand erst in der Neuzeit; sie
setzt Wissen um die Existenz von Naturgesetzen voraus."
(Quelle:
)
Es ist ein gängiger Riesenirrtum, dass alle Fachleute längst abgebrüht sind. Sondern selbstverständlich können die meisten Fachleute oder zumindest die intelligenteren sehr wohl noch staunen und sich wundern, wenn etwas passiert, "das [zumindest auf den ersten Blick] menschlicher Vernunft und Erfahrung sowie den Gesetzmäßigkeiten von Natur und Geschichte scheinbar oder wirklich widerspricht".
Mehr noch: bei den wahrhaft großen Wissenschaftlern steht das Staunen und Sich-Wundern nicht nur am Anfang, sondern auch am Ende ihrer Forschung nach dem "warum", wenn sie also eine (partielle) Antwort gefunden haben: sie kommen aus dem Staunen und Sich-Wundern gar nicht mehr raus:
staunen → wundern → staunen → wundern → staunen → wundern ...
Das Staunen über
oder einen Sonnenuntergang nutzt sich also nicht ab:
In vielen heutigen Naturwissenschaftsmuseen und -fernsehsendungen werden den Menschen nur "geile" Effekte, aber keine Wege gezeigt, wie man sich die Effekte (selbst) erklären kann. Und überhaupt werden die Leute heutzutage allzu häufig mit den ewig gleichen Effekten abgespeist
(typisch amerikanischer
gigantischer Aufwand
für nix):
.
Sowas kommt in fast jedem action-Film oder jeder bombastischen Bühnenshow vor:
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Unterricht ist am interessantesten und lehrreichsten, wenn
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wohl
allzu anmaßend und von Anfang an zum Scheitern verurteilt

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