oder Lokalpatriotismus muss sein
(wenn man sonst schon nichts zu feiern hat)
Ach ja, meine arme Gattin hat's auch nicht leicht: andauernd "muss" (???) sie mit mir an irgendwelche literarischen oder - mit Ostenfelde - mathematischen Stätten. |
Letztlich ist es herzhaft egal, wo man wohnt: besser zwei Freunde in Ostenfelde als mutterseelenallein in New York.
Sie kennen Ostenfelde nicht? Peinlich, peinlich. Nun, dann müssen wir wohl von vorne anfangen. Also: Ostenfelde liegt vor allem in Europa und - noch genauer - in Deutschland!
Wenn Sie's partout noch genauer wissen wollen:
von Hamburg aus gesehen liegt Münster kurz vor den Alpen,
von München aus gesehen liegt Münster fast an der Nordsee,
und Ostenfelde liegt rechts von Münster Richtung Warschau.
Nun werden Sie sich in ihrer blamablen Unwissenheit vermutlich fragen, was an Ostenfelde bemerkenswert sein soll.
Schlicht und einfach:
in Ostenfelde wurde der wahrhaft große Mathematiker geboren! |
(Mit "groß" meine ich hier auch "menschlich groß", denn Weierstraß wäre es allemal wert, in aufgenommen zu werden.)
Mehr ist in Ostenfelde sicherlich nie passiert
(ich bezweifle sogar, dass da jemals auch nur eine Milchkanne umgefallen ist),
aber das reicht doch wohl allemal für alle Ewigkeit - und damit übertrifft Ostenfelde problemlos so einige "Großstädte". Oder kam jemals ein großer Mathematiker beispielsweise aus Dortmund oder Münster
(Münster erhält immerhin einen Abglanz Ostenfeldes: in Münster hat Weierstraß später an der Lehrerakademie studiert.
Ansonsten darf ich als Münsteraner durchaus lästern: in Münster ist außer
vor fast 500 Jahren den smarten Wiedertäufer
,
vor fast 400 Jahren dem Westfälischen Frieden
und vor über 100 Jahren "der größten toten Dichterin aller Zeiten", nämlich Annette von Droste-Dingsbums,
heute die beiden Dorfgrößen Göttz Alsmann und Steffi Stephan [seit 5000 Jahren Bassist von Udo Lindenberg; und das ist keine Kritik an den beiden Männern gemeint, sondern daran, dass sie in münsteraner Zeitungen permanent als "Prominente" gehandelt werden ]
auch [glücklicherweise?] nichts annähernd Weltbewegendes passiert.
Nebenbei: wer ist eigentlich ausgerechnet in einer völlig unliterarischen Landschaft auf die Idee gekommen, ein"Museum für westfälische Literatur" zu gründen? Dementsprechend prickelnd ist es dann auch.)
Da ist es doch völlig unerheblich, dass Weierstraß sich möglichst schnell aus Ostenfelde verdünnisiert hat.
Heutzutage sollte man also nach Ostenfelde wallfahrten und voller Andacht durch die Straßen wandeln, auf denen auch schon der kleine Weierstraß gelustwandelt ist und vielleicht schon die eine oder andere mathematische Wahrheit aufgelesen hat.
Der Ostenfelder an sich ist sich seiner grandiosen Vergangenheit natürlich voll bewusst und hat deshalb
den Weg, an dem das Geburtshaus von Weierstraß liegt,
genannt,
das Geburtshaus liebevoll restauriert
und daran (im Bild oben auf der rechten Seite) die obligatorische Bronzetafel angebracht:
Dringend anregen möchte ich hiermit
- etwa in Anlehnung an den - Bloom's Day in Dublin -
einen rituellen Rundgang von MathematikerInneN an jedem 31.10., also dem Geburtstag von Weierstraß, durch Ostenfelde.
PS: | Heldenverehrung allein reicht nicht. Man muss auch wissen, wofür sie geehrt werden, im Falle Weierstraß also, worin seine immense mathematische Bedeutung lag und liegt:
Vgl. etwa:
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