Bild oder Lokalpatriotismus muss sein

(wenn man sonst schon nichts zu feiern hat)

 

Ach ja, meine arme Gattin hat's auch nicht leicht: andauernd "muss" (???) sie mit mir an irgendwelche literarischen oder - mit Ostenfelde - mathematischen Stätten.

Letztlich ist es herzhaft egal, wo man wohnt: besser zwei Freunde in Ostenfelde als mutterseelenallein in New York.

Sie kennen Ostenfelde nicht? Peinlich, peinlich. Nun, dann müssen wir wohl von vorne anfangen. Also: Ostenfelde liegt vor allem in Europa und - noch genauer - in Deutschland!

Wenn Sie's partout noch genauer wissen wollen:

Nun werden Sie sich in ihrer blamablen Unwissenheit vermutlich fragen, was an Ostenfelde bemerkenswert sein soll.

Schlicht und einfach:

in Ostenfelde wurde der wahrhaft große Mathematiker

Bild Bild
Karl Weierstraß
(1815-1897)

geboren!

(Mit "groß" meine ich hier auch "menschlich groß", denn Weierstraß wäre es allemal wert, in Bild aufgenommen zu werden.)

Mehr ist in Ostenfelde sicherlich nie passiert

(ich bezweifle sogar, dass da jemals auch nur eine Milchkanne umgefallen ist),

aber das reicht doch wohl allemal für alle Ewigkeit - und damit übertrifft Ostenfelde problemlos so einige "Großstädte". Oder kam jemals ein großer Mathematiker beispielsweise aus Dortmund oder Münster

(Münster erhält immerhin einen Abglanz Ostenfeldes: in Münster hat Weierstraß später an der Lehrerakademie studiert.
Ansonsten darf ich als Münsteraner durchaus lästern: in Münster ist außer

BildBildBild ,

auch [glücklicherweise?] nichts annähernd Weltbewegendes passiert.
Nebenbei: wer ist eigentlich ausgerechnet in einer völlig unliterarischen Landschaft auf die Idee gekommen, ein Bild "Museum für westfälische Literatur" zu gründen? Dementsprechend prickelnd ist es dann auch.)

Da ist es doch völlig unerheblich, dass Weierstraß sich möglichst schnell aus Ostenfelde verdünnisiert hat.


Heutzutage sollte man also nach Ostenfelde wallfahrten und voller Andacht durch die Straßen wandeln, auf denen auch schon der kleine Weierstraß gelustwandelt ist und vielleicht schon die eine oder andere mathematische Wahrheit aufgelesen hat.

Der Ostenfelder an sich ist sich seiner grandiosen Vergangenheit natürlich voll bewusst und hat deshalb

Bild

genannt,

Bild

Bild

Dringend anregen möchte ich hiermit

- etwa in Anlehnung an den - Bloom's Day in Dublin -

einen rituellen Rundgang von MathematikerInneN an jedem 31.10., also dem Geburtstag von Weierstraß, durch Ostenfelde.

PS:

Heldenverehrung allein reicht nicht. Man muss auch wissen, wofür sie geehrt werden, im Falle Weierstraß also, worin seine immense mathematische Bedeutung lag und liegt:

Weierstraß, Karl Theodor Wilhelm (1815-1897), Mathematiker, Mitbegründer der modernen Theorie der Funktionen. Er wurde in Ostenfelde geboren, studierte vier Jahre an der Universität von Bonn und ging dann an die Akademie von Münster. Dort beschäftigte er sich unter Professor Christoph Gudermann insbesondere mit dem Studium elliptischer Funktionen. 1854 wurde ihm mit der Veröffentlichung eines Artikels über das Werk des norwegischen Mathematikers Niels Henrik Abel (Zur Theorie der Abelschen Funktionen) überraschender Ruhm zuteil. Ab 1856 unterrichtete er am Gewerbeinstitut in Berlin (heute Technische Universität) und anschließend an der Universität Berlin. Sein auch auf den Erkenntnissen des deutschen Mathematikers Carl Gustav Jacob Jacobi aufbauendes Werk trug dazu bei, die Differential- und Integralrechnung auf eine solide logische Basis zu stellen. Weierstraß, der als Vater der modernen Analysis bezeichnet wird, begründete durch die Entwicklung des reellen Zahlensystems die Arithmetisierung der mathematischen Analyse.
(Microsoft Encarta Professional 2002)

Anders gesagt: vor allem auf Weierstraß geht - mit allen Vor- und Nachteilen - das zurück, was sämtliche OberstufenschülerInnen heutzutage in der Analysis lernen.

Vgl. etwa:

  • Wieso beispielsweise ist Charlotte von Stein heute noch dem einen oder anderen bekannt und vielleicht sogar von Interesse?
  • Weil Goethe mit ihr befreundet war
    (so brutal einfach ist das)!
  • Warum ist Goethe heute noch bekannt?
  • Einzig und allein wegen seines Werks!