die armen Schulbuchautoren
Vgl. ![]() |
Wenn man zum Schulbuch(mit)autor avanciert, erreicht man damit die höheren Weihen des Lehrerdaseins
("ganz Deutschland unterrichtet nach meinen Büchern")
und allemal die Lizenz, in die Schulbürokratie aufzusteigen:
Endlich kann man "Verantwortung übernehmen" und (neudeutsch:) "gestalten".
Ich aber möchte den Job nicht geschenkt haben:
: "Ich mag keinem
Club angehören, der mich als Mitglied aufnimmt."
Das Schreiben eines (elektronischen) Schulbuchs ist eine gigantische Fleißarbeit:
massenhaft neue (?) Aufgaben entwickeln,
nicht nur Entwicklung des Buchinhalts-, sondern auch des Layouts,
permanente Abstimmung mit den Co-Autoren und Verlagen,
exzessive Fehlerkontrolle, denn nichts ist so peinlich, wie von "Experten" eines (und sei's minimalen) Fehlers überführt zu werden
(vgl. die armen Schweine, die versehentlich eine fehlerhafte oder unverständliche Abituraufgabe erstellt oder durchgewinkt haben;
nebenbei: wenn
Schüler in einem Schulbuch doch mal einen [äußerst seltenen] Fehler entdeckt
haben, bekamen sie von mir als Belohnung für ihre Aufmerksamkeit immer eine Tüte
),
extremer Termindruck,
und das alles oftmals neben der normalen Lehrertätigkeit.
Vor allem aber kann man ja nicht wirklich kreativ "gestalten", sondern hat sich sklavisch an die eng gestrickten Lehrpläne zu halten, da sonst die Schulbücher überhaupt nicht zum Gebrauch in der Schule zugelassen werden.
Im Fach Mathematik kommen daher meist nur mehr oder weniger gute Aufgabensammlungen zustande
(denn welcher Schüler liest schon Mathe-Schulbücher?!):
der Rest (inhaltliche, methodische und didaktische Themen) ist daher meist für die Katz.
Wenn man es überglücklich erreicht, dass ganz Deutschland nach den von einem miterstellten Schulbüchern unterrichtet (wird), leistet man damit letztlich doch nur der stumpfsinnigen Routine Vorschub:
usw. usf. bis
und dann bis zum Ende
des Universums und nochmals zurück.
PS: |
die meisten Schulbücher sind erheblich zu umfangreich
(und damit auch zu teuer). 100 Seiten würden allemal
reichen, wenn man sie nur gründlich durchnähme. |
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PPS: |
Es war einmal vor vielen, vielen Jahren (als ich noch schön und jung war), dass an "meiner" Schule wegen einer Lehrplanänderung im Fach Deutsch massenhaft nigelnagelneue Schulbücher für die Schüler angeschafft wurden. Eines Tages übernahm ich eine neunte Klasse und habe die furchtbar öden (nigelnagelneuen) Schulbücher erst gar nicht an die Schüler ausgeteilt, worauf mir vorgeworfen wurde, deshalb sei das enorme Geld für die Schulbücher aus dem Fenster hinausgeworfen. Und wenn die Schulbücher noch immer nicht ausgeteilt worden sind, dann sind sie noch heute nigelnagelneu - wenn auch wegen der seitdem 27sten Lehrplanänderung
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