ein Skandal wie eh und je:

Vormerkungen zum schönen
Hauptteil zum Referendariat ganz allgemein


Vorbemerkungen zum schönen

(die zudem inzwischen eine Universität hat und somit von jungen Leuten überflutet wird).

Ich wäre da nach meinem Referendariat allzu gerne (als Lehrer) geblieben.

Oder genauer:

(Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich durch die Gleichsetzung Referendariat = Stalingrad die Stalingrad-Katastrophe im Zweiten Weltkrieg verharmlose. Aber ich brauchte damals nunmal unbedingt eine Metapher, die den bitteren Ernst des Referendariats betonte:   = Schrecken und Furcht.)

Einziger Halt und Trost im Referendariat waren


(hier die herzallerliebste Kneipenstraße "Stint",
wo ich seinerzeit mit Freunden an  vielen lauen Sommerabenden tatkräftig den Frust über unser Referendariat
in ertränkt habe)

Man mag es für pubertär und feige halten, dass mein Con-Referendar Reinhard und ich erst nach dem mit Mühe und Not bestandenen zweiten Staatsexamen mit unserer "Referendariats-Zeitschrift" aus dem Jahr 1987 zurückgeschlagen haben:

Aber vorher haben ja nie auf uns gehört!

Mein Referendariat ist inzwischen (im Jahr 2025) 38 Jahre her. Das ist mehr als ein Drittel Jahrhundert. Und zwischen Referendariat und heute liegt mein gesamtes Berufsleben als Lehrer.

Wenn ich jetzt aber unsere "Referendariats-Zeitung" nach ewig langer Zeit erstmals wieder lese, bin ich sofort wieder mittendrin im Referendariat und kommt in mir die nackte Wut wieder hoch:

38 Jahre sind sehr viel und gleichzeitig sehr wenig: das war doch erst gestern.

Dass ich die "Referendariats-Zeitung" seit mindestens 30 Jahren nicht mehr gelesen habe, zeigt aber, dass das Referendariat wider Erwarten längst in mir verblasst ist - und trotz allem keine dauerhaften Schäden in mir hinterlassen hat?

Kurz nach dem Referendariat war das noch anders: da war ich zwar längst "richtiger" Lehrer im Münsterland, aber wenn ich dann doch mal Ex-Con-Referendare in Lüneburg besucht habe,

  • wurde mir schon am Ortseingangschild schlecht,

  • haben wir nach Stint-Besuchen immer unsere diversen Biere an der Hinterwand des Studienseminar-Gebäudes abgeschlagen: .

An Eines kann ich mich allerdings noch bestens erinnern: nach der ersten Schulstunde, die ich nach dem Referendariat als "richtiger" Lehrer an meiner neuen Schule abgehalten hatte, habe ich trotzig gedacht:

  •  ich kann's ja doch,

  • und ENDLICH redet mir kein Arschloch mehr rein.

Überhaupt scheint mir, dass das leidige Vor-sich-Hinbosseln vieler Lehrer hinter geschlossenen Klassenzimmertüren und der daraus folgende Mangel an Kooperation daher rühren, dass viele Lehrer sich nach dem Referendariat schwören:

ich lasse NIE WIEDER jemanden in meinen Unterricht hineinschauen! 


Aus gegebenem Anlass (s.u.) stelle ich nun erstmals der Weltöffentlichkeit unsere damalige "Referendariats-Zeitung" vor, um zu zeigen,

Das Erstellen der "Referendariats-Zeitung" war aber vor allem eine not-wendige Katharsis:

"Katharsis (altgriechisch κάθαρσις „Reinigung“) bezeichnet in der Psychologie die Hypothese, dass das Ausleben innerer Konflikte und verdrängter Emotionen zu einer Reduktion dieser Konflikte und Gefühle führt. Vornehmlich wird von Katharsis gesprochen, wenn durch das – auch symbolische – Ausdrücken oder Kanalisieren von Aggressionen, wie das Schlagen auf einen Sandsack, oder das ersatzweise Ausleben aggressiver Gefühle in fiktiver bzw. virtueller Form (z. B. über Theater, Film, Videospiel) eine Reduktion negativer Emotionen (Ärger, Wut) erzielt werden soll."
(Quelle: )

Ich kann mich noch bestens erinnern: wir haben seinerzeit bei dieser Katharsis einen Heidenspaß gehabt:

 

Hier also unsere damalige "Referendariats-Zeitung" in Auszügen

(gewidmet allen derzeitigen und zukünftigen Referendaren, falls sie ähnlich grausame Erfahrungen machen wie wir damals):


(Zeit, 1.3.1985)

... wobei

Originalzitate von Fachleitern waren.

Ergänzt sei noch:

(später habe ich dann mit einer "3+" das beste Examen gemacht, das jemals ein Mann bei ihr gemacht hat);

Schon damals haben wir uns die Frage gestellt, warum unser Referendariat derart den Bach runtergegangen ist, und für uns folgende Antworten gefunden:
  1. massive menschliche Unzulänglichkeit zumindest einiger Fachleiter

(vgl. die soeben zitierten Fachleitersprüche),

  1. allzu große Macht von Fachleitern,
  1.   : die Fachleiter kamen jede Woche zu Unterrichtsbesuchen, d.h. man stand unter permanenter Beobachtung:

,

  1. , dass wir Referendare permanent an (allemal wichtigen!) pädagogischen Idealen (und Modetorheiten) gemessen und nicht im mindesten auf die raue Schulwirklichkeit vorbereitet wurden:

Wenn man aber immer an Idealen gemessen wird, ist permanentes Versagen unausweichlich.

Nun

(und hatte ich halt besonderes Pech, worauf ich bereits an meinem ersten Referendariats-Tag durch den Vorgängerjahrgang hingewiesen wurde),

Deshalb jetzt endlich:


Hauptteil zum Referendariat ganz allgemein

... und doch scheint sich wenig geändert zu haben, denn

  1. der Anlass für diesen Text: derzeit (2025) durchlebt einer meiner Neffen ein ähnlich grausiges Referendariat wie ich vor 38 Jahren, wobei ich mir felsenfest sicher bin, dass dieser Neffe ein hervorragender Lehrer würde (wird), den ich jeder Schule nur wärmstens empfehlen kann;
  1. ist folgender Artikel, der am 22.1.2024 erschienen ist, ziemlich aktuell:

 Quintessenz des Artikels (in der URL):

"System aus Willkür und Ungerechtigkeit".

Leider ist der Artikel nicht allgemein zugänglich, was ihn natürlich weitgehend seiner Wirksamkeit beraubt.

Drei Auszüge aus dem Artikel erlaube ich mir hiermit aber doch:

Es hat sich also seit meiner Zeit an vielen Studienseminaren reichlich wenig geändert, weshalb ich wenig von "Rettet das Ref" halte

(vgl. ) .

Offensichtlich kann man das "Ref" nicht retten (reformieren), sondern

(wie große Teile der Schulbürokratie)

nur ersatzlos streichen. Da bin ich ausnahmsweise mal einer Meinung mit

.


Immerhin möchte ich aber doch kurz andeuten, wie eine Alternative zum bislang gängigen Referendariat aussehen könnte:

                 (das bisherige Referendariat konnte es ja auch nicht verhindern, dass ungeeignete Kandidaten Lehrer wurden, und hat oftmals sogar dafür gesorgt, dass - wie so oft in der Bürokratie - die Falschen [ungeeignete Fachleiter] die Falschen [phantsielosen Referendare] gefördert haben);

(ich habe als [inzwischen pensionierter] Beamter natürlich gut reden: ich würde Lehrer sowieso nicht verbeamten - und Schullleiterstellen grundsätzlich nicht mehr auf "Lebenszeit" vergeben: beide Seiten sollen die Schulleitertätig aufkündigen können, natürlich mit einem Verzicht auf einen Teil des Gehalts).


PS: selbstverständlich ist der "Philologenverband"

(also das Lehrerpendant zur   und zum )

da mal wieder ganz anderer Meinung: