gegen (das Wort) Sozialneid anerziehen

 
  •  

  • Die "Gentrifizierung" eines Stadtviertels macht genau das kaputt, was die "Gentry" da so faszinierend fand: die Buntheit und Kreativität der (idealisierten) anderen.

  • "[...] dass jeder, der das Wort Gentrifizierung kennt [also auch Marc Uwe Kling und ich], Teil derselben ist ."
    (Marc Uwe Kling)

 
(jadoch, ausgerechnet der, der angeblich nur vom Eigeninteresse geredet hat)

„Dieser Hang, die Reichen und Mächtigen zu bewundern und beinahe göttlich zu verehren, und Personen in ärmlichen und niedrigen Verhältnissen zu verachten […] ist zugleich auch die größte und allgemeinste Ursache der Verfälschung unserer ethischen Gefühle.“

Vorbemerkungen
Hauptteil


Vorbemerkungen

  1. und mir besonders wichtig: wenn ich unten gegen "Eliten" lospeste, so meine ich
    • selbsternannte bzw. sich selbst so nennende / verstehende "Eliten"

                 (also eben gerade nicht im eigentlichen Sinne Eliten)

  • und nicht

(wie Rechtsradikale in aller Herren Länder)

pauschal die derzeit Herrschenden und den "deep state":

"Staat im Staate, auch Schattenstaat oder Tiefer Staat (englisch deep state), ist ein negativ konnotiertes politisches Schlagwort, das tatsächliche oder angebliche und illegale oder illegitime Machtstrukturen innerhalb eines Staates bezeichnet. Die dabei zumeist verdeckte Macht geht von Gruppen aus, die sich tatsächlich oder angeblich gegenüber der Regierung eines Staates nicht oder nur eingeschränkt loyal verhalten und ihren eigenen Gesetzen gehorchen. Der Begriff wird regelmäßig im Rahmen von Verschwörungstheorien verwendet. Gemeint ist dann zumeist, dass die Regierung fremdgesteuert oder machtlos sei."
(Quelle: )

Mir ist also jede undifferenzierte Politik(er)feindlichkeit fremd: es gibt eben auch eine Menge hervorragender Politiker

(z.B. aus meiner Heimatstadt Münster , der allerdings der richtige Mann in einer falschen Partei ist; vgl. ),

die sich z.B. oftmals mit enormem ehrenamtlichen und selbstlosem Einsatz in Kommunen engagieren - und regelmäßig (in der Regel in feige anonym) von rechtsextremem Pack bedroht werden.  

(vgl. etwa ).

  1. : Schule ist schon allein deshalb sehr viel mehr als nur die Vermittlung fachlicher Kompetenzen, weil sich in der Schule viele Menschen begegnen (vor allem in der Zwangsgemeinschaft Schulklasse) und irgendwie mehr oder minder gut miteinander zurecht kommen müssen. Schule ist also eine Gesellschaft en miniature

(etwa so, wie ein einsam über die Meere schipperndes Schiff ideal dazu geeignet ist, in einem Roman ein soziales Experiment durchzuführen: wie handeln Menschen, die auf engstem Raum zusammenleben und Extremsituationen meistern müssen?: ).

Da nun aber der Fachunterricht das eigentliche "Herz" der Schule ist, muss soziale Interaktion auch in diesem ver- und behandelt werden, statt dass man den Umgang mit Problemen beispielsweise komplett an Beratungslehrern, Schulpsychologen und -sozialarbeitern delegiert

(vgl. Bild ).

Schule wird allerdings derzeit mit immer mehr Zusatzaufgaben überfrachtet, die sie beim besten Willen nicht mehr meistern kann und Lehrer völlig überfordern.

(Mein Vorschlag zur Güte: für jede neue Aufgabe muss eine alte [inzwischen längst sinnlose?] abgeschafft werden.)

Viele "soziale Verhandlungen" finden sicherlich nebenbei im Unterricht statt, aber ab und zu müssen sie auch mal explizit angegangen werden, nämlich z.B. in einer "Verfügungsstunde" beim Klassenlehrer, in der mal nicht über Fachliches, sondern über das "Klassenklima" gesprochen wird.

Und ich kann mir eben auch vorstellen, dass solche sozialen Verhandlungen mal ausdrückliches Unterrichtsthema werden. Z.B. fällt mal eine Woche lang Mathematik aus und unterrichtet der Mathematik(!)lehrer in einem Projekt mit dem Titel "Sozialneid".

Als Themen solcher Projekte kann ich mir z.B. vorstellen

                         (am besten kreativ statt "creativ" & intelligent wie z.B.  ),

wohl aber gegen jede Werbepsychologie , die es wagt, unsere schönsten Gefühle an schnöden Konsum zu binden

(z.B. Muttergefühle:  ; man achte ansonsten mal darauf, wie oft Werbung Befehle ausspricht , und zwar am liebsten paradoxe à la "Sei spontan!", also z.B. );

Mitbedenken sollte man dabei allerdings auch, dass viele Privaterlebnisse sowohl der Schüler als auch der Lehrer die jeweils andere Seite einen feuchten Kehricht angehen.






"In der That sehr lobenswürdige Anstalten, die Narren im Respect und den Pöbel unter dem Pantoffel zu halten, damit die Gescheidten es desto bequemer haben. Ohne Anstand, recht schnakische Anstalten! Kommen mir vor wie die Hecken, die meine Bauern gar schlau um ihre Felder herumführen, daß ja kein Hase drüber setzt, ja beileibe kein Hase! – Aber der gnädige Herr gibt seinem Rappen den Sporn und galoppiert weich über der weiland Ernte. Armer Hase! Es ist doch eine jämmerliche Rolle, der Hase sein zu müssen auf dieser Welt – Aber der gnädige Herr braucht Hasen!"

„Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“
(Marie Antoinette, französische Königin, später von den Revolutionären hingerichtet)






Wenn ich Kanzlerkandidat wäre,
würde ich dem arbeitsscheuen Gesindel ja freundlicher kommen:




"Ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt,
Wir steigern das Bruttosozialprodukt."
"Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen."
Anders gesagt: die Dummen machen Karriere, was allerdings nicht den Umkehrschluss erlaubt, wer Karriere macht, sei automatisch dumm.

Jemand, der kritisch über "Eliten" spricht, sollte immer

(zumindest für sich selbst und, wenn es in der Schule um Sozialneid geht, allemal auch gegenüber Schülern)

mitreflektieren, ob er auch selbst zu dieser "Elite" gehört, also nur auf hohem Niveau jammert

(Elite im abwertenden Sinne, das sind immer die Anderen, noch Reicheren /  Mächtigeren):

(Daraus folgt allerdings nicht automatisch, dass Professoren oder Lehrer keine Kritik an "Eliten" [und den eigenen Verhältnissen] mehr üben dürfen.)

Keine Ahnung, wo genau die Grenzen liegen, aber ich schätze mal, dass ich in Deutschland zu den 30 % und weltweit zu den 10 % Reichsten gehöre, womit 70 % bzw. 90 % der Menschen guten Grund hätten, mir gegenüber Sozialneid zu empfinden.

(Nebenbei: ich finde es doch bemerkenswert, dass man selbst in besten Freundschaften über so ziemlich alles und jedes spricht - aber nie über sein Einkommen und Vermögen. Da herrscht allüberall das Geld, aber man redet nicht darüber.)

Wenn ich aber derart privilegiert bin, ist finanziell gesehen der Unterschied z.B. zu meinem (so Thorsten Sträter:) Lieblingspsychopathen, dem extrem reichen Elon "da Vinci" Musk, nur noch graduell: bei mir wie ihm sind die Grundbedürfnisse erfüllt, und darüber hinaus ist alles Luxus, der unverdient ist - und für den ich deshalb dankbar bin.

Ein riesiger Unterschied besteht allerdings zwischen Musks und

(insbesondere jetzt, wo ich inzwischen Rentner bin)

meiner Machtfülle

(so dass ich weniger etwas gegen seinen Reichtum als gegen seine durch seinen Reichtum erzeugte demokratiegefährdende Machtfülle habe).

  1. gibt es eine Menge Bücher zum engeren und weiteren Umfeld des Themas "Sozialneid", nämlich z.B.

 

Dazu nur soviel:

Wenn es aber überhaupt stimmt, dass die Deutschen besonders "sozialneidisch" sind, so stellt sich doch die Frage, warum das dann so ist. Meine erste Antwort wäre da, dass in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg tatsächlich (in der Stunde Null und später im Wirtschaftswunder) eine halbwegs egalitäre Gesellschaft existiert hat und der Gedanke daran sich weiter fortschleppt, obwohl die soziale Schere in Deutschland sich längst immer weiter spreizt: .

(Und im Grundgesetz steht immerhin "Eigentum verpflichtet".)

Der Sozialneid wäre, so gesehen, auch nostalgisch. Und wenn die Schere sich immer weiter spreizt, scheint mir "Sozialneid" ebenso verständlich wie ohnmächtig zu sein.

   

Und schon nimmt man den Geldpöbel nicht mehr ernst: .

 (was nur das Spiegelbild des Klagens über die "Boomer" ist, die sich doch im Schweiße ihres Angesicht totgeschuftet, darüber aber leider vergessen haben, möglichst viele deutsche [!] Kinder in die Welt zu setzen , und deshalb verantwortlich für den derzeitigen Arbeitskräftemangel und die Unbezahlbarkeit ihrer [der Boomer] eigenen Renten sind;

falls es aber stimmt, dass "die" Jugend von heute so unambitioniert ist: wer hat sie denn [nicht] zu produktivem Handeln erzogen?

Außerdem ist ja noch lange nicht "Elite", wer ein bisschen Abitur hat und deshalb studieren kann.)

("Die Zeiten sind dermaßen bescheuert, dass es irgendwann sogar noch Wasser in Flaschen gibt." Diktum aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts.)

Aber statt dass ich anderer Leute Weisheiten referiere, schreibe ich doch lieber meine eigenen Gedanken zum Thema "Elite" auf:

: "Ich mag keinem Club angehören, der mich als Mitglied aufnimmt."

 

Wer sich also selbst Elite nennt

       (oder es auch nur denkt),
ist eben damit automatisch keine Elite, sondern das glatte Gegenteil: .

Vgl.

"Minderwertigkeitsgefühle führen zu Kompensationsverhalten wie einer gut wahrnehmbaren Opferrolle  [...], bei Männern – häufig besonders in jungen Jahren – nach außen gerichtete Aggressivität, Alkohol-Überkonsum und Flucht in Statussymbole oder unangemessen teure Wertgegenstände. [...]. Meist wird Arroganz als gesichertes kompensatorisches Zeichen eines Minderwertigkeitskomplexes gesehen."
(Quelle: )

Wenn also jemand Überlegenheit raushängen lässt, ist das ein verlässlicher Indikator für Unterlegenheit, bzw. übertriebene Stärke  ist nur Spiegelbild von nicht ins Selbstbild integrierter Schwäche. Vgl. (wobei "die" an beiden Enden der Gesellschaft vorkommen).

(kann ein Ägyptologe zur Elite gehören? ... wobei ich mit "Elite" Leute meine, die vielleicht auch fachliche Experten sind, vor allem aber "menschlich" hervorragend sind, also z.B. ).

(Von wegen "Leistung":

(Da lobe ich mir Rod Stewart   und Neil Young , die ihr Geld für Modelleisenbahnen ausgeben.)

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Reiche automatisch intelligenter sind. Sie haben oft nur eine Teilstärke: Geld zu erben, verwalten und zu vermehren.

5.

Warum sich (letztlich masochistisch) über Statussymbole aufregen,
die es doch schon immer gab und immer geben wird?

Jeder Mensch möchte Anerkennung bekommen bzw. einen "Status" haben. Da ist es kein Wunder, dass die Armen auch jene Statussymbole haben wollen, die ihnen die Reichen als erstrebenswert vorführen.

Es lässt sich so leicht kritisieren, dass Arme oftmals viel Geld für angeblich unnötige Statussymbole ausgeben

(ich wette, es gibt in Deutschland Familien, die hungern, weil Papa für sein angeschlagenes Ego dringend ein dickes Auto braucht).

Die billigste und gleichzeitig doch effektivste Methode, sich entwürdigend über den Missbrauch der Statussymbole durch den "Pöbel" lustig zu machen, besteht dann darin, ästhetisch zu argumentieren, also z.B. zu zeigen, dass

(nobles Understatement können sich nur diejenigen leisten, die ganz oben sind),

(Nebenbei: die typischen Handtaschen von Gucci und [farblich erstaunlich ähnlich] von Louis Vuitton finde ich wegen des Kackbrauns, des Pseudo-Golds und der aufdringlichen Logos potthässlich. Wenn irgendwas "Prolo-Ästhetik" ist, dann sowas!)

Da gefallen mir ironische Reaktionen auf solche "brands":

(was den Marken-Herstellern doch eigentlich gar nicht recht sein dürfte),

(Umgekehrt der "old money style":

"Der Old Money Style unterliegt einem Besitz, der sich über mehrere Generationen hinweg hält oder vermehrt. Denn im Gegensatz zu den »Neureichen«, wird mit dem »alten Geld« auch Stil [?], Etikette [??] und Bildung [???] verbunden."
[Quelle: ].)

Bei diesem Stil werden mit Vorliebe schlichte Klamotten ohne aufdringliche Markenzeichen getragen, die natürlich dennoch unbedingt [am Schnitt oder der Qualität?] als teure Markenartikel erkennbar sein müssen.)

Und dann ist natürlich noch zu erwähnen: .

(Spaßeshalber oute ich mich jetzt auch mal als "Markenhure", die allerdings Reklame für eine Marke macht, ohne dafür Geld zu bekommen: ich kaufe häufig bei der Firma  [einem Ableger von H & M], weil die Klamotten da schlicht sind - und garantiert kein sichtbares Markenzeichen tragen.)

Letztlich bin ich aber überzeugt, dass nur derjenige Statussymbole (und eine Nation) braucht, der zutiefst verunsichert ist - was ich nicht verächtlich, sondern eher voller Mitleid sage: viele Menschen haben wirklich keine andere Stütze ihres Selbstbewusstsein als Statussymbole (und eine Nation).

Mit Statussymbolen legt man es geradezu auf den "Sozialneid" derer an, die sich diese Statussymbole nicht leisten können. Wer selbst die "Sozialneid"-Brille auf hat, kann gar nicht anders, als bei anderen natürlich auch andauernd "Sozialneid" zu sehen: "Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus."

(Die FDP ist nicht [nur] die Partei der Besserverdienenden, sondern [auch] derjenigen, die unbedingt ins Reich der Besserverdienenden aufsteigen wollen: also Rückspiegel abmontieren und, von viel Sozialneid angetrieben, Vollgas voraus!)

Zuguterletzt hier:

(Kleider-)Mode sorgt

(anders als das zeitlos graue Sozialistische EinheitsDesign)

dafür, dass die Welt immer wieder bunt & neu erscheint

(und [aus Herstellersicht am wichtigsten] die Leute immer wieder Neues kaufen).

Wenn aber massenhaft Leute plötzlich dasselbe Neue tragen, sorgt Mode gleichzeitig für immer neue Uniformen.

Mode dient also oftmals


„Wir sind alle .“


Gibt es etwas Verloreneres als einen Teenager, der nicht genauso aussieht wie alle anderen Jugendlichen?!

  1. ist es mir zu blöd, pauschal auf einer Gruppe rumzuhacken: ähnelt mir doch manchmal allzu sehr der Judendarstellung im Nazi-Hetzblatt "Der Stürmer".

Selbstverständlich gibt es unter "den" Reichen, Unternehmern, Managern, Politikern ... auch viele ehrenwerte und gewissenhafte Leute, die zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten  (der Sachzwänge?) ihr Bestes versuchen! Aber diese Leute würden sich nie als "Elite" bezeichnen.

Da ich alter Sack mit meinem penetrant moralischen Gedanken ja von der Jugend eh nicht mehr gehört werde

(und auch nicht gehört werden will),

hier mal eine junge Frau:

 
(Man ignoriere den fett beworbenen Sponsor.
Und nebenbei: ich trage schon immer preiswerte "old school"-Klamotten,
natürlich ohne Markenzeichen und mit meinem ganz eigenen "Stil":  .)
 

Ebenfalls geeignet, um Jugendlichen nicht überheblich und moralisch zu kommen:




"Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein [...]."
(Bibel, Neues Testament, Johannes 8.7)

Ich bin nicht so naiv zu meinen, die Welt sei jemals rundum gerecht gewesen oder werde es jemals sein.

Das enthebt einen (mich!) aber nicht der Frage,

Erst wenn man diese Fragen ernsthaft und optimistisch für sich beantwortet hat, ist man unschuldig.


Hauptteil

"Die schärfsten Verfolger sind die Neider."
(Ernst Haeckel)



gegen (das Wort) Sozialneid anerziehen

        könnte als Parallelprojekt zum immer mehr geforderten Schulfach "Ökonomie" stattfinden.

  1. hört sich das Wort "anerziehen" im Titel gegen (das Wort) Sozialneid anerziehen wegen des Präfixes "an-" doch arg martialisch an:

(noch schöner wäre aber das Wort "austreiben": )

 

Gleichzeitig höre ich aus dem "an-" auch eine Flucht nach vorne und ein mögliches Scheitern heraus.

Immerhin rechnet der Lehrer aber schon mit (hofft auf?) Gegenwind. Wichtig ist nämlich auch das Wort "gegen" im Titel: es ist zumindest möglich, dass Schüler

  • drauf pfeifen, dass ein alter Sack ihre Lebensweise in Frage stellt,
  • sich durch die Gegnerschaft des Lehrers sogar noch bestätigt fühlen ("Provokation geglückt" und "jetzt erst recht").

Der Lehrer sollte sich also auf eine Auseinandersetzung mit den Schülern freuen, gegnerische Meinungen ermutigen, selbst lernbegierig sein ("das Ohr am Mund der Jugend") - und ansonsten denken: .

  1. ist der Titel

    gegen (das Wort) Sozialneid anerziehen

    natürlich

(wie so oft bei mir)

    zweideutig:

  • "gegen [...] Sozialneid anerziehen" bedeutet, dass Schule denjenigen Schülern, die m>selbst sozialneidisch sind, den Sozialneid "ab"- bzw. "weg"erziehen soll

(was impliziert, dass es Sozialneid überhaupt gibt);

Dabei kann man sich das Ab- und Wegerziehen auf zwei Arten vorstellen:

"Soll etwas heilen, gedeihen (wie z.B. Wunden oder Blutungen) kann bei zunehmendem Mond besprochen werden."
(Quelle: ; Vorsicht, mein Antivirenprogramm meldet da eine unsichere Seite)

    • auf die brutale Tour, also etwa so, wie der Figur Alex in dem Film seine Gewalttätigkeit mit Gewalt ausgetrieben wird.

Unterricht zum Thema "Sozialneid" stelle ich mir aber natürlich ganz anders vor, nämlich als Überzeugungs-"Arbeit"

(die vermutlich einzige "nachhaltige" Methode, weil sie nicht sofort zu Ablehnung führt).

Eine ganz andere Frage ist, ob man Sozialneid, wenn es ihn denn überhaupt gibt, wirklich aberziehen sollte. Sozialneid hat ja durchaus auch eine positive Funktion (s.u.), und überhaupt geht es ja nicht an, jegliche Kritik an sozialen Missständen und an der Verwendung des Worts "Sozialneid" abzutrainieren.

Und der ausgleichenden Gerechtigkeit halber mal umgekehrt: der Vorwurf "Sozialneid" wird oftmals damit begründet, dass viele Leute Leistungsverweigerer (faul) sind, woran ja durchaus oftmals was dran ist.

(Hier sei mal davon abgesehen, dass der Vorwurf "Sozialneid" oftmals fälschlich davon ausgeht, dass alle Menschen dieselben Lebenschancen haben und ihr Schicksal deshalb allein in ihren Händen liegt. Schließlich ist es ein schlauer Trick des Kapitalismus, z.B. den Arbeitslosen immer zu sagen, sie seien an ihrem Schicksal ja einzig und allein selbst schuld - und Wohlfahrtsschnorrer.)


  „Schließlich zog Penny eine Handtasche aus der Verpackung. Vor Aufregung schnappte sie mehrmals nach Luft. Dann rief sie: »Oh my gosh!«, und begann zu zittern. Frau Helbing staunte, wie der Anblick einer Tasche eine erwachsene Frau in Ekstase versetzen konnte. Auch [die Tochter] Peaches war völlig aus dem Häuschen und klatschte wild in die Hände. Mehrmals fiel das Wort GUCCI.“
(Quelle: )

"Cosy Crimes" sind die Krimis unter den "Wohlfühlbüchern und -filmen".
Wenn schon Cosy Crimes, dann die Frau-Helbing-Buchreihe!

Eigentlicher Anlass dieses Essay war das Buch oder genau genommen ein Detail darin: Friedrichs referiert das Wort "Sozialneid" nicht nur mehrfach, sondern räumt ihn sowohl bei ihrem Vater als auch bei sich selbst ein:

    •  "[...] mein Vater las den Prospekt [des Internats Salem]. Danach fluchte er über die Apotheker und Unternehmer, die ihren Kindern eine heile Schulwelt kaufen könnten. Er empört sich darüber, dass die Eltern auch noch 30 Prozent des Schulgeldes von den Steuern absetzen könnten. »Das bezahlen dann wir!«, rief er mit hochrotem Kopf. Dann schimpfte er, dass bei kleinen Klassen und intensiver Betreuung jeder zum Abi gehievt würde - und überlegt, ob nicht der Sohn des Inhabers unserer örtlichen Supermarktkette dort war, nachdem er an allen anderen Schulen Schwierigkeiten gehabt hatte. Mein Vater brauchte Stunden, um sich von diesem Sozialneidanfall zu erholen."

Da frage ich mich doch, weshalb die Autorin so respektlos ist, ihren Vater öffentlich als Wüterich ("wer schreit, hat unrecht") und als sozialneidisch zu verunglimpfen.

Vielleicht liegt das daran, dass die Autorin bei sich selbst "Sozialneid" entdeckt, sich also keine andere Erklärung des väterlichen Verhaltens vorstellen kann (s.u.).

Worauf sollte der Vater denn neidisch sein?:

      • auf den "Inhaber[...] unserer örtlichen Supermarktkette", also eine bestimmte Person? Und vielleicht auch auf den örtlichen Apotheker? Weil er die beiden persönlich nicht mag - oder weil sie viel Geld haben?

      • Könnte es sogar sein, dass der Sohne des Inhabers der örtlichen Supermarktkette mal Schüler des Vaters (eines ehemaligen Lehrers) war und der Vater diesen Sohn für vermeintlich renitent, strubbeldummm ... gehalten hat? Und dann ärgert sich der Vater, dass solch einem missratenen Sohn später evtl. doch noch an dem Internat für reiche Schulversager das Abitur nachgeworfen wurde?

      • Ist der Vater neidisch auf die Eltern von Internatsschüler, weil er selbst nicht den Aufenthalt seiner Kinder in einem Nobel-Internat finanzieren konnte?

      • Ist der Vater (eben als ehemaliger Lehrer) neidisch auf die paradiesischen Unterrichtsbedingungen an Nobel-Internaten?

      • Ist der Vater überhaupt "sozialneidisch", oder kritisiert er zu recht (und also auch zu recht empört), dass Kinder reicher Eltern auf Nobel-Internate gehen können - und die restlichen Schüler und Lehrer in drückender Mangelwirtschaft dahinvegetieren?

    • Schauplatz ist das Café im selbsternannten Elite-Internat Neubeuern:

"Es ist ein Abend in einem ganz normalen Schülercafé. Wenn nicht die beiden Portemonnaies auf dem Tresen wären. Das linke ist von Louis Vuitton

[ ?],

das recht, das silberne, von Dolce & Gabbana

[ ?, also mit so monströs großem Logo, dass das Portemonnaie offensichtlich nur zum Angeben geschaffen wurde und man es dementsprechend gut sichtbar rumliegen lässt].

Ich möchte mit diesem Zitat nicht indirekt die pubertierenden Schülerinnen kritisieren, die ihre Statussymbole so auffällig platziert hatten. Aber ich wundere mich, dass eine erwachsene Frau (die im sonstigen Buch ja durchaus [selbst-]kritische Autorin) noch auf solche Nichtigkeiten abfährt, sich sogar selbst "Sozialneid" attestiert, diesen Begriff damit allgemein hinnimmt - und deshalb auch auf ihren Vater projiziert?

Nunja, vielleicht ist "Sozialneid" der blinde Fleck ihrer (Selbst-)Kritikfähigkeit?

(Wer könnte, da wir nunmal Kinder unserer Zeit und Gesellschaft sind, von sich behaupten, dass er keinen blinden Fleck hat? Und die von der Autorin beschriebenen Jugendlichen sind ja auch [wie jede Jugend] großteils Spiegel ihrer Elternhäuser und sozialen Umgebungen. Allerdings Luxusspiegel ohne jeden Ansatz zu Zerrspiegeln.

Nebenbei: Klamotten mit fetten Markenlogos drauf sind derzeit total "in"

[die -Bundeswehrparkas vor 50 Jahren waren allerdings auch nicht origineller],

und dieser Trend zu Markenklamotten wird sich auch [wie jede Mode] wieder legen.

Dennoch: zwar hat der Trend auch viele Erwachsene [die verzweifelt jung sein wollen?] infiziert, er scheint mir aber doch vor allem im Hinblick auf "die" Jugend von heute bezeichnend zu sein: die "Jugend von heute" scheint mir viel realistischer als "wir damals" zu sein, nämlich begriffen zu haben, wie durchschlagend und anscheinend alternativlos der Kapitalismus unser Leben bestimmt

[womit ich "den" Kapitalismus keineswegs als ausschließlich schlecht darstellen möchte].

 Z.B. studieren die Jugendlichen in unserem Bekanntenkreis

        • fast alle Medizin oder Psychologie, wenn sie einen Abiturschnitt von "1, ..." hatten,
        • oder "irgendwas mit Wirtschaft", wenn ihr Abiturschnitt schlechter war

[oder sie machen eine Lehre im Betriebswirtschafts-, Bank- oder Versicherungsbereich],

        • aber kein einziger studiert was "Richtiges", also z.B. Ägyptologie [Diplomarbeitslosigkeit] oder [natürlich!] Mathematik.

Interessant scheint mir allerdings auch ein anderer Trend zu sein: dass so einige mir bekannte junge Leute nicht "irgendwas mit Wirtschaft", sondern "Wirtschaft [= ]  & was Gutes" studieren, wobei

        • der Wirtschaftsaspekt als finanzielle Absicherung für das eigentlich avisierte "Gute" dient
        • und / oder sogar eine menschlichere Wirtschaft zu erreichen versucht wird: .

Beispiele sind Wirtschaftsphilosophie, -psychologie, -ökologie und -soziologie sowie Entwicklungsökonomie.

Ich befürchte allerdings, dass die meisten, die "sowas" studieren, beim "Marsch durch die Institutionen" doch wieder nur in der konventionellen Wirtschaft bauchlanden.)

  1. bin ich äußerst skeptisch beim Begriff "Sozialneid":
Tocotronic:
  "Im Zweifel für den Zweifel [...]"
        (aber das sagt sich so leicht)
  1. , weil er grundsätzlich abwertend gemeint ist:

Die sieben Todsünden:

Es gibt natürlich gute Gründe, Neid (Eifersucht, Missgunst) als eine "Sünde" anzusehen. Aber es gibt eben auch einen guten Grund, das nicht zu tun: dass viele arme Menschen besten Anlass haben, auch das haben zu wollen, was bislang nur die (aus Sicht der Armen) Reichen haben , und sei's, dass sie immerhin die Brotkrumen (z.B. die Kopien der Markenprodukte) haben wollen, die vom Tisch der Reichen & Mächtigen herabfallen.

(Natürlich ist zwischen Asylanten und "Wirtschaftsflüchtlingen" zu unterscheiden: letztere haben im Gegensatz zu ersteren kein Recht [!], in Deutschland zu bleiben.

[Das Problem der abgelehnten Asylbewerber lasse ich hier mal weg.]

Aber man muss doch bitter herzlos sein, wenn man nicht immerhin versteht, dass "Wirtschaftsflüchtlinge", die aus bitterer Armut kommen, am Wohlstand Deutschlands teilhaben [und dafür durchaus auch arbeiten] wollen.)


(für Nicht-Kölner: man muss auch gönnen können)

Kommt hinzu, dass Neid und Missgunst keineswegs automatisch Synonyme sind. Wenn ich beispielsweise manchmal neidisch auf das Schlaftalernt meiner Frau bin, dann

  • sicherlich, weil ich es auch gern hätte,
  • aber sicherlich nicht, weil ich es ihr "wegnehmen" wollte.

("Anderen soll es auch nicht besser gehen als mir, und besonders schön ist es, wenn es Menschen gibt, denen es noch schlechter geht als mir, auf denen ich dann rumtrampeln kann, wie andere auf mir rumtrampeln.")

Neid ist also höchstens dann eine "Sünde", wenn er mit Missgunst einhergeht. Vgl. das letzte der Zehn Gebote : "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut." (Bibel, Altes Testament, 2. Buch Moses 20,14)

          (Auch "von Neid zerfressen sein" ist keine "Sünde", sondern eine bittere Diagnose.)

2. Buch Mose 20,14
2. Buch Mose 20,14

Zudem ist Neid oft sehr entspannt:

      • beim Anblick eines Lamborghini und seines Fahrers: "Ein bisschen neidisch bin ich ja doch, denn ich würde ja auch gerne mal mit einem Lamborghini über die Autobahn brettern und dann später meinen Kindern und Kindeskindern von meiner Heldentat erzählen: ."
      • 11. Gebot: "Wer eine Hose hat, gebe sie dem, der keine hat [und deshalb neidisch ist], damit der auch eine hat."

    1. Bei den Fake-Markenprodukten bin ich mir nicht mal sicher, ob sie wirklich Ausdruck von "Sozialneid" sind, denn man kann sie ja immerhin spottbillig kaufen, also indirekt durchaus ein wenig an den Statussymbolen teilhaben. So werden Statusprodukte demokratisiert - und lösen sie sich langsam auf. Dann bleibt den Reichen immer weniger - oder müssen sie in immer Exotischeres und Teureres ausweichen. So gesehen brauchen sie dann wirklich sehr viel Geld.

(Weil inzwischen Krethi und Plethi Tennis und sogar schon Golf spielen kann, müssen die Reichen ins wahrhaft teure Polo ausweichen und die Ultra-Reichen mit U-Booten zum Wrack der Titanic tauchen oder mit Raketen ins Weltall [demnächst wohl zum Mond und Mars] fliegen.)

    1. : "abwertend" impliziert, dass immer nur andere ("der Pöbel da unten") sozialneidisch sind. Wie aber oben schon gezeigt, wird da meist nur der eigene Sozialneid projiziert;
    1. : der Begriff "Sozialneid" ist im doppelten Sinne ein Killerargument:
      • mit ihm würgt man gezielt jede soziale Forderung der "anderen" ab;
      • interessanter: wer den Begriff verwendet, würgt seine eigene gesellschaftliche Teilhabe ab - die er allerdings vermutlich sowieso schon längst verloren oder nie gehabt hat.

(... wobei es inzwischen eine Binsenweisheit ist, dass jeder in [s]einer gesellschaftlichen "Blase" lebt; aber man kann ja immerhin versuchen, auch über den Tellerrand hinaus zu schauen.)

    1. Last but not least mein :

ich würde den Teufel tun, den Schülern moralinsauer "Sozialneid" vorzuwerfen,, sondern ihnen am liebsten zurufen:

"Macht, was ihr wollt, aber lasst euch »Sozialneid« nicht einreden und akzeptiert ihn nicht als Vorwurf."

Denn oftmals hat angeblicher "Sozialneid" einen ganz anderen Grund: mal angenommen, ich wäre dafür, Elon Musk große Teile seines Vermögens abzuknöpfen

(wenn das überhaupt möglich wäre, und auf mich hört ja eh kein Schwein [also könnte ich mir die Forderung sparen]; aber es gibt in den USA längst die rechtlichen Voraussetzungen, um sein Firmenimperium zu em>zerschlagen; vgl.

"IIm Jahr 1911 wurde der Konzern [Standard Oil] nach jahrelangem Rechtsstreit schließlich zerschlagen und in 34 Einzelgesellschaften zerlegt. Aus einem Unternehmensteil, der Standard Oil of New Jersey, wurde später der Ölgigant ExxonMobil. Im Grunde hat die Zerschlagung Rockefeller [allerdings leider] kaum geschadet."
[Quelle:
  ])

Dann würde ich das doch

      •  nicht fordern, weil ich neidisch auf ihn bin und mir am liebsten sein Vermögen aneignen würde

((mir fehlt die Phantasie, mir vorzustellen, was ich mit 252 Milliarden Dollar anfangen sollte; eine nettes Milliönchen wäre mir jedoch höchst willkommen zur Verwirklichung all meiner materiellen Träume und zur Absicherung im Alter und für meinen Sohn),

    • sondern weil sein vieles Geld Voraussetzung für seine gemeingefährliche politische Macht ist und vielen Menschen aus bitterster Armut helfen könnte:

(Ganz ähnlich: Schüler klagen immer wieder, dass ihnen angeblich "das Ausland" andauernd vorwerfe [einrede], dass sie noch immer Nazis seien

[ich weiß nicht, woher die Schüler das haben].

Da habe ich ihnen immer gesagt: "Ich habe sowas noch nie erlebt, und selbstverständlich habt ihr keine geerbte Kollektivschuld [ein Nazi-Gen], sondern ihr werdet erst zu Nazis, wenn ihr rechtsradikal [u.a. rassistisch und antisemitisch] redet, handelt und wählt."

[Dennoch würde ich gerne ergänzen:

            • "Mich wundert eher, wie schnell »das« Ausland den Deutschen vergeben [?] hat."
            • "Viele von uns sind von Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern erzogen worden, die das nationalsozialistische Regime zumindest em>mitgetragen haben. Da wäre es doch verwunderlich, wenn nichts von dieser Denkart weitergegeben wurde. Aber auch das könnte man uns nicht zum Vorwurf machen."])

PS: das Wort "Sozialneid" wäre ein geeigneter Kandidat für das . Vgl. "Sozialklimbim".

 

PPS: die Liste der zehn reichsten Deutschen (Stand 10/2024):

Da kann ich nur amüsiert feststellen, dass die Zahlen schlichtweg absurd sind.
Gibt es ernsthaft Leute, die vor solchen Zahlen Respekt haben?
 PPPS:

"Die Muhme aber soll vor Neid und Missgunst gestorben sein."

PPPPS:

PPPPPS:

Bundespräsident Steinmeier

„Als Demokrat macht es mir größte Sorge, wenn eine kleine unternehmerische Elite [???] die Macht, die Mittel und den Willen hat, einen wesentlichen Teil der Spielregeln liberaler Demokratien neu zu bestimmen. Und erst recht macht mir Sorge, wenn einige aus dieser Elite aus ihrer Verachtung für Institutionen und Normen unserer Demokratie keinen Hehl machen. Was heute auf dem Spiel steht, ist die Selbstbehauptung unserer Demokratie!“
(Das Wort "Elite" scheint mir heutzutage genauso unkritisch benutzt zu werden wie
  • Trumps "Deal"

[sogar in der seriösern Presse ohne Anführungszeichen; und vgl. auch   ]
  • und "ein rechter Intellektueller" [was doch ein Widerspruch in sich ist].)
PPPPPPS:

Da haben wir ja das ganze (?) elitäre Pack doch endlich mal hübsch beisammen!


Zur Elite gehört hingegen Jeff Bezos' erste Ehefrau MacKenzie Scott (s.o.).